Zwei Wochenenden MPS – In der Höhle des Löwen?

Das Archäologische Freilichtmuseum Oerlinghausen ist toll. Leider weiß das noch nicht jeder. Deswegen habe ich beschlossen, etwas Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben und direkt auf die Menschen zuzugehen. Als der neue Museumspädagoge im Haus gehören auch PR und Marketing zu meinen Aufgaben. Deshalb reise ich dieses Jahr öfters mal am Wochenende umher und mache auf diversen Veranstaltungen Werbung für unsere eigenen Events und Programme.

So habe ich unter anderem beim Oerlinghausener Kinderstadtfest römische Spiele angeboten und bin zu meiner alten Arbeitsstelle im LWL-Museum für Archäologie in Herne gegangen, um zur ExtraSchichtdie Menschen im Ruhrgebiet mit Steinzeit-Brot für unser kleines, besinnliches Freilichtmuseum zu begeistern. Auch folgen noch das Sparrenburgfest in Bielefeld und die Internationale Reenactor-Messein Minden. Doch die letzten beiden Wochenenden habe ich unser Zelt an einem Ort aufgeschlagen, vor dem ich von verschiedenen Seiten vorab ausdrücklich gewarnt worden bin: Auf dem Mittelalterlich Phantasie Spectaculum (kurz: MPS) in Bückeburg. 

Warum bin ich gewarnt worden?

Das MPS ist wohl der größte wandernde „Mittelalter“-Markt Deutschlands. Mindestens. Doch der Grund, weshalb ich die Epoche in Anführungszeichen gesetzt habe, ist eben auch der Grund für die Kritik an meinem Unterfangen. Es handelt sich beim MPS nämlich um keinen authentischen Mittelaltermarkt, sondern um eine „Phantasie“-Veranstaltung im mittelalterlichem Flair. Neben Rittern und Mägden reihen sich hier Orks, Einhörner, Piraten und undefinierte Fantasy-Gestalten in das bunte Darstellertreiben ein. Bewusst wird kein Wert auf historische bzw. archäologische Authentizität gelegt. Jeder kann tun und darstellen, was er möchte, so lange es nur mittelalterlich anmutet.

Wir haben am MPS als so genanntes Heerlager teilgenommen. Das heißt, wir haben dort gezeltet und tagsüber Mitmach-Aktionen für die Besucher angeboten, um Werbung für das AFM zu machen. Da wir selbst keine Reenactor sind, haben wir Museumspädagogik in Gewandung betrieben und unsere vor allem jungen Lager-Besucher Mehl mahlen und ihr eigenes mittelalterliches Brot backen lassen. Das kam nicht nur bei den Familien sehr gut an.

Gewarnt wurde ich vorher explizit davor, hier durch andere Heerlager bzw. Darsteller angefeindet zu werden: Ein Museum betreibt authentische historische Vermittlung. Diese wäre verpönt bei den nicht-authentischen Gruppen. Sicherlich gibt es eine solche Antipathie musealen Darstellern gegenüber. Doch davon habe ich nichts mitbekommen. Im Gegenteil: Als wir unser Zelt aufgeschlagen haben, haben sämtliche „Nachbarn“ uns Hilfe angeboten, von allen Seiten hieß es „Toll, dass auch mal ein Museum am MPS teilnimmt!“, und wir haben mit netten Menschen abends nach Feierabend gegrillt. Selten habe ich wildfremde Menschen so freundlich und hilfsbereit erlebt.

Wir haben am MPS als so genanntes Heerlager teilgenommen. Das heißt, wir haben dort gezeltet und tagsüber Mitmach-Aktionen für die Besucher angeboten, um Werbung für das AFM zu machen. Da wir selbst keine Reenactor sind, haben wir Museumspädagogik in Gewandung betrieben und unsere vor allem jungen Lager-Besucher Mehl mahlen und ihr eigenes mittelalterliches Brot backen lassen. Das kam nicht nur bei den Familien sehr gut an.

Gewarnt wurde ich vorher explizit davor, hier durch andere Heerlager bzw. Darsteller angefeindet zu werden: Ein Museum betreibt authentische historische Vermittlung. Diese wäre verpönt bei den nicht-authentischen Gruppen. Sicherlich gibt es eine solche Antipathie musealen Darstellern gegenüber. Doch davon habe ich nichts mitbekommen. Im Gegenteil: Als wir unser Zelt aufgeschlagen haben, haben sämtliche „Nachbarn“ uns Hilfe angeboten, von allen Seiten hieß es „Toll, dass auch mal ein Museum am MPS teilnimmt!“, und wir haben mit netten Menschen abends nach Feierabend gegrillt. Selten habe ich wildfremde Menschen so freundlich und hilfsbereit erlebt.

Nicht jeder tut das. Und deshalb ist es umso wichtiger, die Menschen dort abzuholen, wo sie stehen. Warum also nicht den Besuchern eines „phantastischen“ Mittelaltermarktes das Angebot unterbreiten, sich an einem anderen Wochenende einmal mit museal-authentischer Geschichtsdarstellung zu befassen? Auf dem MPS war das auch den (bewusst) nicht-authentischen Darstellern klar und wir wurden von allen Seiten dafür gelobt, uns „in die Höhle des Löwen“ gewagt zu haben. Wir haben festgestellt: Der Löwe ist zahm und beißt gar nicht – und bietet uns sogar einen Kaffee an. (Edit: Und eigentlich ist es auch eine Drachen-Höhle).

Für uns war die Teilnahme am MPS ein voller Erfolg: Wir trafen auf einige regelmäßige AFM-Besucher und Seminarteilnehmer (und haben sogar neue Seminaranmeldungen angenommen), die durch unsere Präsenz auf die kommenden Wikingertage aufmerksam gemacht wurden. Auch Archäologiestudenten, die schon mal über eine Uni-Exkursion im AFM waren, erkundigten sich gleich nach den kommenden Veranstaltungen. Viel wichtiger aber ist, dass viele Menschen, die bislang noch nie etwas von einem Freilichtmuseum in Oerlinghausen gehört hatten, obwohl sie nicht weit entfernt wohnen, nun mit Flyern nach hause gegangen sind und uns bald einmal besuchen wollen.

Nächstes Jahr nehmen wir gerne wieder am MPS teil. Authentisch und phantastisch.

 

Marcus Coesfeld mit Sarah Weber

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