Am 18. und 19.07.2020 findet die Veranstaltung „Weibsbilder“ im Rahmen des Projekts 'Marginalia - Geschichte zwischen den Zeilen' im AFM statt. In der nächsten Zeit folgen in unregelmäßigen Abständen Blogartikel zum Thema. Zum Auftakt veröffentlichen wir das Konzept der Organisatorinnen in leicht gekürzter Form.
Weibsbilder – Frauen schreiben Geschichte. Archäologisches Freilichtmuseum Oerlinghausen – Sommer 2020
Einführung:
Das populäre Geschichtsbild ist noch immer eine Geschichte des Mannes: Der Mann als Krieger, der Mann als Herrscher, der Mann als Politiker, der Mann als Revolutionär, der Mann als Leistungsträger, der Mann als Kunst- und Kulturschaffender. Diese Vorstellungen sind in den Köpfen der Gesellschaft fest verankert. Befördert wird das durch Hollywood, historisierende Events wie Mittelaltermärkte, und tatsächlich auch viele Reenactment-Veranstaltungen durch die Epochen, bei denen Kampfhandlungen und Waffen- oder Rüstungsschauen immer einen besonderen Anziehungspunkt darstellen. Die Geschichte der Frau hingegen scheint im allgemeinen Geschichtsbewusstsein erst im frühen 20. Jahrhundert mit dem Kampf um Gleichberechtigung zu beginnen – und der ist freilich noch nicht abgeschlossen.
Doch was ist mit den Jahrzehnten und Jahrhunderten davor? Konnten Frauen auch damals schon Geschichte schreiben? Und wenn ja: Wie? Diesen Fragen widmet sich die Multi-Period-Veranstaltung „Weibsbilder. Frauen schreiben Geschichte“.
Ziel der Veranstaltung:
Diese Veranstaltung ist die erste ihrer Art. Anhand einer übergreifenden Fragestellung möchten wir gemeinsam mit den DarstellerInnen
- qualitativ hochwertigem und wissenschaftsnahem Living History eine Plattform bieten – für Austausch und Diskussion über die Epochengrenzen hinweg,
- einen multiepochalen Think-Tank entwickeln, um aktuellen und gesellschaftlich relevanten Fragestellungen einen Raum im Living History zu geben,
- auf einer jährlich wiederholten Veranstaltung die Ergebnisse unserer Arbeit gemeinsam der Öffentlichkeit präsentieren
- und daraus neue Impulse für weiterführende Fragen entwickeln.
- Das Projekt und die Veranstaltung sollen auf jährlicher Basis zu wechselnden Fragestellungen und unterschiedlichsten Aspekten des historischen Lebens wiederholt werden.
Themenstellung 2020:
Die Rolle der Frau in der Geschichte scheint hinter der des Mannes meistens zurückzustehen. Immer noch sind es Männer, die im allgemeinen Geschichtsbewusstsein das Heft in der Hand haben. Das gilt auch für viele Living History-Veranstaltungen, wo die Rolle der Frau sich oft auf wenige Darstellungsbereiche zu beschränken scheint.
Mit dieser Veranstaltung wollen wir erstmals einen Gesamtüberblick bieten über die Möglichkeiten (und die Grenzen) für Frauen, Geschichte zu schreiben. Verschiedene Themenkomplexe sollen dabei angesprochen werden: Was macht die Frau überhaupt zur Frau? Wie wird das nach außen hin ausgedrückt, beispielsweise durch Kleidung und Haartracht? Was ist ihre gesellschaftliche Stellung und welche Karrierewege stehen ihr offen? Welche Innovationen und gesellschaftlichen Entwicklungen treiben Frauen voran?
Daneben interessieren uns auch die Rollen, die die Frau geschlechtsbedingt oder über die Geschlechtergrenzen hinweg einnehmen konnte: Welche Rollen, wie beispielsweise die Mutterschaft, stehen überhaupt nur Frauen offen? Wo überschreiten Frauen Geschlechtergrenzen und werden in klassischen „Männerrollen“ aktiv? Und wie beeinflusst all das bis heute unseren Blick auf die Frau? – besonders interessant für unseren Kontext ist hierbei natürlich auch die Rolle der Frau in den heutigen historisch arbeitenden Wissenschaften und der Living History.
Die Darstellungen:
Zentrale Aspekte, die gezeigt und dargestellt werden sollen, sind natürlich Haushalt, Familie und Kindererziehung durch die Epochen, bildeten sie doch den Dreh- und Angelpunkt weiblichen Alltagslebens. Wir möchten aber auch weibliche Lebensentwürfe präsentieren, die abseits der Norm stattfanden.
Themen wie
- die rechtliche Stellung der Frau,
- weibliches Handwerk, Frauenberufe und Frauenzünfte,
- Frauen in Politik und Herrschaftspositionen,
- Religiosität und geistliche Funktionen bis hin zu heiligen Frauen,
- Mädchenerziehung und Frauenbildung,
- Sexualität und Beziehung,
- Schwangerschaft und Geburt,
- Medizin, Körperhygiene und Kosmetik,
- Kleidung und Schmuck
könnten hier die roten Fäden durch alle dargestellten Epochen bilden. Der Zeitrahmen der Darstellungen kann sich dabei vom Mesolithikum bis 1950 dehnen und diverse Herkunftsregionen und Kulturräume umfassen. Die Auswahl der einzelnen zu vermittelnden Themen möchten wir den TeilnehmerInnen überlassen.
Um höchste Vermittlungsqualität für die BesucherInnen zu gewährleisten, werden nur Darstellungen in musealer Qualität akzeptiert; die Arbeit mit historischen Quellen und archäologischen und geschichtswissenschaftlichen Publikationen sollte für alle TeilnehmerInnen eine Selbstverständlichkeit sein.
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