Eine „Schwarze Sonne“ von 1966?

Wer hätte vermutet, dass Artur Brauner als derjenige gelten könnte, der „Die schwarze Sonne“ publik gemacht hat? Artur Brauner, Sohn eines jüdischen Holzgroßhändlers, geboren als Abraham Brauner in Lodz, verheiratet mit einer ehemaligen polnischen Zwangsarbeiterin, Gründer der Artur Brauner Stiftung „Zur Förderung der Verständigung zwischen Juden und Christen sowie der Toleranz zwischen den Menschen überhaupt, insbesondere durch die Verleihung eines Filmpreises für entsprechende themenbezogene deutschsprachige Spielfilme.“1

Artur Brauner starb 100 jährig 2019.

Zu seinen Werken gehören auch „Die Nibelungen“, Teil 1 „Siegfried“ von 1966, Teil 2 „Kriemhilds Rache“ von 1967. Abgesehen von Terence Hill als Giselher und einem unfassbar guten Rolf Henniger als Gunther sind diese Filme – besonders wegen der unseligen Besetzung von Siegfried mit dem Leichtathleten Uwe Beyer (Wikipedia spricht verzeihend von ihm als „Gelegenheitsschauspieler“2) heute nur noch aus nostalgischen Gründen sehenswert. Die Filmmusik ist erstaunlich gut, Kulissen und Kostüme überdurchschnittlich, aber für die heutigen Sehgewohnheiten wirkt er ein wenig abgestanden.

Aber wer den Film heute anschaut, wird voller Schrecken feststellen müssen, dass der Mythos der „Schwarzen Sonne“ hier mit gefördert wird. Damit schließt er eine Art Überlieferungslücke.

Der Film ist unter Youtube zu sehen3. Dort erkennt man klar4 folgende Bilder, die natürlich auf der Kauf-DVD klarer zu erkennen sind. Runenwerfen auf Bodenmustern, gebildet aus mehreren Schwarzen Sonnen.

Wie das uns allen entgehen konnte, ist unklar.

Dass Artur Brauner als Vorreiter der neuen Rechtsextremen ausfällt, dürfte klar sein. Eine zufällige Übereinstimmung? Ein untergejubeltes Requisit? Eine Provokation, die keiner gemerkt hat?

Wenn ich eine Theorie formulieren müsste, so wäre der Regisseur Harald Reinl mein Verdachtsfall. Assistent bei Leni Riefenstahl, Mitarbeiter bei dem Film „Tiefland“ (gedreht mit Zwangsarbeitern). Das wäre naheliegender als Brauner.

Warum die beiden als Produzent (Brauner) und Regie/Drehbuch (Reinl) zusammenarbeiten konnten, ist mir sowieso schleierhaft.

Zeit-Couleur? Ahnungslosigkeit? Provokation?

Nebenbei: Die Runen im Bild bilden schönen Text L – Y – M – L (verkehrt) – Y – U (?) – N – L (verkehrt) im Armanen-Futhark.

LenY rieMenstahL – YoU oNly i Love?

Oder: LYM LYm UgNatzL. Ergibt irgendwie mehr Sinn.

Ratlos.

Hermann Ritter

1 www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/ueber-den-bezirk/sonstiges/stiftungen/artikel.219285.php; 10.02.2020

2

de.wikipedia.org/wiki/Uwe_Beyer; 10.02.2020

3 www.youtube.com/watch?v=gtx51TpdsC8; 10.02.2020

4 42:09 bzw. 42:27

 

Anmerkung des Museums:

Die „Schwarze Sonne“ ist ein esoterisch aufgeladenes Symbol der neuen Rechten, historische Vorbilder sind kaum eindeutig auszumachen. Auch in Fantasy und Science Fiction-Popkultur hat das Symbol einen festen Platz.

Bei Interesse empfehlen wir vom AFM zur weiteren Lektüre:

https://wolfspelz.afm-oerlinghausen.de/symbole-9.html

Kirsten John-Stucke / Daniela Siepe (Hg.): Mythos Wewelsburg. Fakten und Legenden. Schöningh Verlag, Paderborn 2015. (Blick in‘s Buch hier: https://www.kreis-paderborn.de/kreis_paderborn-wAssets/docs/presse/2015/schwarze-sonne.pdf)

Oder auch zum Hören:

www.deutschlandfunkkultur.de/burg-wewelsburg-in-nordrhein-westfalen-die-burg-des-boesen.1001.de.html

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