Brot und Kampfspiele: Der Gladiatorentag 2017

Römische Gladiatorenspiele: Die Begeisterung der breiten Massen für ein so blutiges Spektakel ist einmalig in der Geschichte. Doch auch wenn heute keine Menschen mehr bis zum Tod in der Arena gegeneinander kämpfen, strahlen moderne, „unblutige“ Sportveranstaltungen im Fußballstadion oder auf der Formel 1-Rennstrecke eine ähnliche Faszination auf uns aus. Gerade Kampfsportler werden häufig als „moderne Gladiatoren“ bezeichnet. Auch über unseren Gladiatorentag hat die Presse davor (Interview) und danach (u.a. LZ und NW) ausführlich berrichtet. Doch wie lebten die echten Gladiatoren im alten Rom? Gab es auch weibliche Gladiatoren? Und warum nannte man sie „Gerstenfresser“? Diesen und weiteren Fragen wollten wir am Gladiatoren-Tag im Freilichtmuseum nachgehen. 

Brot und Spiele

Darum konnten die Besucherinnen und Besucher unter dem Schlagwort „Brot“ ihr eigenes römisches Brot backen und essen und neben der römischen Caupona am Food Truck des Detmolder Restaurants Vera Veggie vegetarische Kost genießen. Warum vegetarisch? Die Gladiatoren nannte man ihrer Zeit abschätzig „Gerstenfresser“, weil sie sich überwiegend von Getreide- und Bohnenkost ernährt haben. Wer hätte es gedacht? Mit Klischees aufzuräumen, wozu vor allem der Historiker Marcus Junkelmannwichtige Grundlagenarbeit geleistet hat, war eines unserer Hauptanliegen. Wir sind ein Museum und haben einen Bildungsauftrag mit pädagogischem Anspruch. Unter dem Schlagwort „Spiele“ standen daher auch „römische Spiele“ auf dem Plan. Es handelte sich dabei um ganz simple Nuss-Wurf-Spiele, die ein Jeder auch zu hause spielen kann, wenn er sie nur kennt.

 

Gewaltverherrlichung im Museum?

Was man nicht einfach zu hause nachspielen kann, war das Highlight der Veranstaltung: die Kampfschau der Reenactorgruppe „Ludus Nemesis“. Die Hamburger Gladiatoren-Darsteller haben historische Aufklärungsarbeit für das Publikum geleistet und dann in verschiedenen Sequenzen anschauliche Kampfsituationen dargestellt und erläutert. Gladiatoren haben nicht, wie häufig angenommen wird, gedankenlos aufeinander eingehauen, bis einer tot war. Bei weitem nicht jeder Kampf endete mit dem Tod eines Kämpfers – dazu war ein Gladiator viel zu kostbar für die Veranstalter. Und die Gladiatur war eine echte Kampfkunst mit Technik und Taktik.

 

Kinder-Gladiatorenschule

Ich selbst habe eine Kinder-Gladiatorenschule durchgeführt. Zwar bin ich kein Gladiator-Reenactor, aber als Kampfsportler mit vielen Jahren Erfahrung, unter anderem auch als Kindertrainer, war ich bemüht den Kindern Grundlagen der Kampfkunst zu zeigen, die allen Kampfkünsten gleich sind. Aber könnte man jetzt nicht empört einwerfen: Wie kann man Kindern nur Techniken zeigen, die dazu bestimmt waren, andere Menschen zu töten?! Das sind gewiss berechtigte Zweifel. Wer diese aber auch nicht dabei verspürt, wenn er sein Kind zum Judo- oder Karatetraining fährt, sollte sie auch hierbei nicht haben. Auch die Kampfkünste, die wir heute aktiv praktizieren, haben allesamt den ursprünglichen Sinn gehabt, seinen Gegner effizient kampfunfähig zu machen – zu töten. Es hängt immer von der Intention ab, die man bei der Vermittlung einer Kampfkunst verfolgt. Schon seit vielen Jahren ist der pädagogische Wert von Kampfkunstdisziplinen bekannt und wird weiter untersucht (vgl. z.B. Harald Lange und Thomas Leffler (Hg.): Kämpfen-lernen als Gelegenheit zur Gewaltprävention?!). Im Raunen der Besucherinnen und Besucher konnten wir tatsächlich auch gleich hören, dass unsere Ziele erreicht wurden: Zum einen sagte eine Mutter zum Beispiel „Ich wusste gar nicht, dass so viel Technik dahinter steckt!“, nachdem die Kinder und ich minutenlang ohne Holzschwert und Schild nur Schritte geübt haben. Da die Kinder so viel Spaß hatten und dabei auch noch motorisch geschult wurden, haben mir gleich mehrere Eltern gesagt, dass sie ihre Kinder nun in einen Kampfsportverein anmelden möchten.

 

Marcus Coesfeld

 

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